Dienstag, 10. Juli 2018
Ich Will Nicht
-Auch dies ist ein reiner Ausheul-Beitrag, wer auf sowas, verständlicherweise, keinen Bock hat, einfach weiter klicken. Hier gibt’s nichts Interessantes zu lesen.-

Ich kann nicht mehr.
Ich fühle mich in letzter Zeit so schrecklich. Je näher die Sommerferien kommen, desto tiefer rutsche ich in ein Loch, aus dem ich keinen Ausweg sehen kann.
Eigentlich sollte ich mich freuen. Hurra, Sommerferien! Doch in meinem Fall bedeutet das Ende des Schul-/Ausbildungsjahres für mich, dass ich eine Entscheidung treffen muss.

Soll ich die Ausbildung abbrechen?
Ich hasse diese Ausbildung. Ich bin gerade Mal am Ende des Praktikantenjahres der Erzieherausbildung. Das heißt es stehen noch drei Jahre vor mir bis ich einen Ausbildungsabschluss habe, den ich nicht möchte. Ich möchte nicht Erzieher werden und auch die anderen Möglichkeiten schrecken mich eher ab. Doch ich habe schon mein Abitur und zwei Studiengänge abgebrochen. Seit Jahren plagt mich diese Perspektivenlosigkeit. Was soll ich machen? Wie wird meine Zukunft aussehen? Welcher Beruf kommt in Frage? Ich steigere mich dann in eine Sache oft hinein, bis ich, oft ziemlich schnell, zu dem Entschluss komme, dass das eine ganz blöde Idee war.

„Fotografin? Ja, das wäre cool!“ dachte ich mit 15/16 und machte die Ausbildung in Foto- und Medientechnik. Dann war das doch nichts. Ich habe kein Talent und gerade in der Fotografie muss man raus stechen und gute Qualität vorzeigen können, um sich durchzusetzen, sonst wird das nichts.
„Dann mach‘ ich halt die Fachhochschulreife, mir fällt schon was ein.“ Gesagt getan. Ein Jahr dran gehängt für die Fachhochschulreife. Und dann? Immer noch das gleiche Problem.

„Wenn ich Abitur mache, dann kann ich ja studieren!“ Und damit fing dann die Reihe der schulischen Enttäuschungen an. Meine armen Eltern… Plötzlich bekam ich Angst, zur Schule zu gehen. Völlig unbegründet übrigens, meine Mitschüler und Lehrer waren eigentlich ganz nett. Ich fing an zu schwänzen, fuhr morgens zur Schule und machte dann vor Angst doch kehrt und ging zu einer Freundin. Ich weiß auch nicht, was ich zu der Zeit ohne meine Freunde getan hätte… Irgendwann brach ich ab, es wurde alles zu viel. Ich arbeitete eine Weile in einem Teilzeitjob, den ich als unglaublich anstrengend wahrnahm. Aber irgendwas musste ich ja machen.

„Ich kann ja auf einer Fachhochschule studieren! Informatik? Ja, warum eigentlich nicht?“ Ich zog in meine erste eigene Wohnung. Sie war für eine Studenten-Einzimmerwohnung echt groß, muss ich sagen. Ich glaube, alleine zu wohnen tat mir sehr gut. Ich fühle mich oft unter Druck gesetzt, wenn ich mit anderen Menschen lange an einem Fleck bin, auch bei meiner Familie, so lieb ich sie habe. Jedenfalls ging es mit dem Studium schnell ähnlich zu wie mit der Schule. Aber um es zu verkürzen: Ich entschied mich für einen anderen Studiengang, nachdem ich mich nicht mehr in die Vorlesungen des Informatik-Studienganges getraut hatte, wo es dann allerdings auch nicht besser war. Die meiste Zeit saß ich eigentlich in meiner Wohnung. Selbst das Einkaufen kostete mich große Überwindung. Das Telefonieren mit meinen zwei besten Freundinnen und meiner damaligen Freundin (Fernbeziehung) hielt mich zu der Zeit am leben, glaube ich. Mir ging es wirklich dreckig, ich fing an mich selbst zu verletzen und dachte oft daran, wie schön es wäre wenn mein Leben vorbei wäre.
Auch diese Zeit ging vorbei. Ich beichtete meinen Eltern die Situation (allerdings nicht die ganze Wahrheit, ich erzählte lediglich von den Problemen mit der Angst vom Studium und der „Traurigkeit“)
Sie ließen mich also wieder zu sich ziehen, wofür ich ihnen immer noch sehr, sehr dankbar bin. Ich glaube, nicht viele Eltern hätten das mit gemacht. Meine Mutter half mir, Kontakt zu einer Psychiaterin aufzunehmen. In einem relativ kurzen Evaluationsgespräch hieß es dann „Hört sich ganz so an, als hätten Sie Depressionen. Aber keine Angst, das ist eine der psychischen Krankheiten, gegen die man am meisten machen kann!“ Ich bekam also Antidepressiva. Diese vertrug ich sehr schlecht, das verstand ich allerdings erst im Nachhinein.

Die Nebenwirkungen fingen mit leichtem Herzrasen, vor allem nachts, an. Das war allerdings auch typisch für diese Tabletten und darum dachte ich mir nichts dabei. Nach einer Weile, mit der höheren Dosis, kamen dann komische Zuckungen/“Ticks“ dazu. Gerade beim Laufen zuckte mein Kopf immer wieder zur Seite oder meine Schulter nach oben. Auch das fiel mir auf, es störte mich aber nicht so sehr und ich vergaß es immer wieder, wenn ich im Gespräch mit der Psychiaterin war. Das, was mich allerdings dann echt fertig machte, waren die Halluzinationen, die irgendwann auftraten. Ich erinnere mich nicht mehr an alles, aber ich erinnere mich an das erste Mal. Ich hatte mich gerade ins Bett gelegt und die Augen geschlossen. Kennt ihr das, wenn man manchmal so leichte Farben sieht, wenn man die Augen zu hat? So ungefähr fing es an, nur intensiver. Ich weiß noch, dass ich dachte „das sieht eigentlich ganz schön aus! Kann ich es kontrollieren? Müsste ja meine Vorstellung sein, ich probier es mal!“ So lag ich dann, wahrscheinlich wie jemand auf Droge, da und beobachtete komische Farben im Dunkeln. Allerdings fingen die Farben nach einer Weile an, sich zu einem Auge zu bilden, das mich zu beobachten schien. Ich bekam total Angst und machte das Licht an. In der Nacht hatte ich wirklich große Angst vor der Dunkelheit, weil ich dann sofort anfing Augen um mich herum zu sehen, die mich beobachteten. Ich hatte sogar Angst, zu blinzeln. Farben um mich herum sah ich noch öfter, die Augen kamen manchmal auch zurück. Einmal sah ich nachts eine schwarze Wolke auf mich zukommen, von der ich sicher war, dass es sich um den Tod handelte. Überhaupt dachte ich zur Zeit der Medikation die ganze Zeit, dass ich bald sterben würde. Ich war mir dessen total sicher, hatte auch keine richtige Angst davor, nur ein wenig. Immer wenn jemand was mit mir plante, fügte ich im Kopf hinzu „, wenn ich dann überhaupt noch lebe. Wahrscheinlich nicht.“
Erst als ich mich nicht mehr zur Psychiaterin traute und daher keine Verschreibung für die Medikamente mehr hatte, setzte ich sie ab (ich weiß, dass man das nicht einfach so tun soll). Der Unterschied kam langsam und ich sah die Verbindung zum Medikament nicht.
Erst als ich es später wieder mit dem gleichen Medikament versuchte, weil ich noch eine Packung in meiner Schublade gefunden hatte, und gleich die Farb-Halluzination wieder kam, erkannte ich woran es gelegen hatte.

Nach einigen Monaten, in denen es mir psychisch immer noch schlecht ging (ich schrieb zu dieser Zeit einen Abschiedsbrief und versteckte ihn in meinem Geldbeutel, „nur für den Fall, dass ich es endlich durchziehe“), passierte dann etwas Gutes. Aus irgendeinem Grund überzeigte ich mich selbst, dass es die beste Zeit sei, mir einen Welpen anzuschaffen. Im Nachhinein glaube ich, dass ich das nicht hätte tun sollen, da meine Lebensbedingungen total unpassend waren und ich werfe mir täglich vor, dass mein Hund ein besseres Zuhause verdient hätte. Dennoch liebe ich meinen Hund. Und er hilft mir, damals wie heute. Plötzlich musste ich jeden Tag vor die Tür gehen, wo ich mich zuvor fast 24Stunden am Tag im Zimmer unter meiner Bettdecke in meinem Selbstmitleid verkrochen hab‘. Ich musste Verantwortung übernehmen. Ich war es, die ihn erziehen musste und ich war es, die mitten in der Nacht mit ihm vor die Tür rannte, damit er nicht in die Wohnung machte. Plötzlich war da jemand, der mich brauchte. Ich hatte einen Grund, mir nicht mein Leben zu nehmen.
Wenn es mir besonders schlecht ging, holte ich ihn mit aufs Bett und kuschelte mit ihm. Ich bereute das eine Weile lang, weil er dann, als er groß genug war, von sich aus aufs Bett hüpfte und nicht verstand, wenn ich das nicht wollte. Mittlerweile geht es, ich habe ihn gerne bei mir und er sieht mittlerweile auch ein, dass er nicht immer aufs Bett darf, sondern auch ein sehr bequemes Hundebettchen hat. Bei seiner Erziehung habe ich einiges falsch gemacht, er ist sehr aktiv und hat Schwierigkeiten damit, runterzukommen, da hätte ich ihm schon im Welpen-/Junghundealter helfen sollen. Meine eigene Unruhe und Unsicherheit macht es natürlich nicht besser. Er bellt relativ oft, wobei das mittlerweile auch besser geworden ist. Dennoch sehe ich oft Hunde, die einfach so ruhig sind, egal was passiert, und ärgere mich. Hundeerziehung war mir von Anfang an wichtig, ich hatte sogar eine Zeit lang den Wunsch (eigentlich immernoch), Hundetrainerin zu werden. Gerade deshalb macht es mich so fertig, dass ich mal wieder versagt habe. Aber wir arbeiten daran, der Kleine kann ja nichts dafür.

So, nun die Ausbildung. Ich wollte unbedingt irgendwas machen, was mich weiter bringt. Ich redete mir die Ausbildung gut. Man könne ja so viele verschiedene Berufe mit dem Abschluss machen, da fände ich schon was. Die Psychologie der Kinder ist doch total interessant! Ich muss nicht mehr in meinem Teilzeitjob arbeiten, den ich hasse!
Das ganze musste nach hinten los gehen. Meine Eltern fragten mich damals, ob ich mir denn wirklich sicher damit sei und dass ich diesmal die Ausbildung auch abschließen müsse. Und nun? Ich möchte nicht mit Kindern arbeiten. Ich fühle mich total unwohl, sobald ich im Kindergarten stehe. Ich hasse den Schulanteil, ich hasse es, Klassenkameraden zu haben. Und es ist so anstrengend. Ich war nie ein Mensch, der gerne mittags schläft. Das war für mich Zeitverschwendung. Doch nun habe ich das Gefühl, ich brauche das, sonst schaffe ich es nicht über den Tag. Und immer, wenn ich dann zu Hause bin, habe ich das Gefühl, mir rennt die Zeit weg. Ich zähle die Stunden, bis ich wieder ins Bett muss, weil ich morgens früh raus muss. Die Zeit fühlt sich an wie Sand, der mir durch die Finger rieselt. Und dann kommt dieses Gefühl, eine Mischung aus Trauer, Enttäuschung, Angst, Wut und der nächste Tag scheint mich schon zu erdrücken, wenn ich auf dem Heimweg bin. Jeden Morgen denke ich „Ich will nicht! Oh Gott ich will nicht! Bitte, lass es aufhören!“ und stelle mir jede Möglichkeit vor, damit ich nicht hingehen muss. Ist es schwer, sich einen Knochen selbst zu brechen? Halte ich die Schmerzen aus? Könnte ich mit einem Bein leben? Mit einer Hand?

Das Problem ist, was ist die Alternative? Nochmal ein Jahr Teilzeit arbeiten? Und dann? Ich werde doch mit jeder Ausbildung und jeder Arbeit dieses Problem nur wieder haben. Irgendwie muss ich meinen Hund und mich doch finanzieren? Ich will und kann nicht für immer bei meinen Eltern wohnen. Ich habe solche Angst vor der Zukunft. Ich sehe doch, was Vollzeitarbeit mit den Menschen anrichtet. Meine Eltern haben beide Burnouts, mein Vater war schon in Reha und meine Mutter wird auch bald dorthin geschickt. Meine Mutter ist schon zwei Mal zusammengebrochen, unter anderem weil sie sich so sehr stresst. Wenn sie arbeiten mussten, kommen sie heim und schlafen erst mal. Dann ist gerade noch genug Energie drin um sich ein bisschen auf die Couch oder den PC Stuhl zu setzen, manchmal reicht es noch fürs Kochen oder Wäschewaschen. Für mehr reicht auch die Zeit gar nicht, denn dann müssen sie ja schließlich wieder ins Bett weil am nächsten Tag wieder der gleiche Scheiß ansteht.
Das ist doch kein Leben. Mein Vater meint immer wieder zu mir „Ja, aber weißt du, ich mag meinen Job auch nicht. So ist das halt, du musst dich irgendwie finanzieren, das was du magst kannst du dann in deiner Freizeit machen.“ In welcher Freizeit denn bitte? In den paar Wochen Urlaub, die man im Jahr mal hat? Ich sehe einfach keinen Sinn darin, über die Hälfte meines Lebens bei einem schrecklichen Job sein zu müssen. Dann lohnt sich das Leben für mich nicht. Wenn das die einzige Möglichkeit ist, bin ich raus.
Darüber denke ich in letzter Zeit öfter nach. Wenn ich merken sollte, dass meine einzige Möglichkeit ein Vollzeitjob ist, dann möchte ich sterben. Mein Hund liebt meine Eltern sowieso, der kommt auch ohne mich klar. Und meine Eltern lieben meinen Hund auch und wollen doch sowieso gernene inen Hund haben. Sie sagen immer wieder, dass sie sich gerne um ihn kümmern und ich weiß dass sie ihm hinterher trauern werden, sollten wir je ausziehen.

Das Problem ist die Situation meiner Eltern. Es geht ihnen beiden nicht gut. Mein Vater beichtete mir vor einer Woche, dass er Angst hat der nächste Zusammenbruch meiner Mutter könnte der letzte sein. Ich weiß was er meint und habe die Sorge auch. Ich weiß nicht, ob sie so einen Schlag verkraften könnte.
Für meine kleine Schwester wäre es auch schwer, aber ich glaube sie hasst mich sowieso, vielleicht kommt sie besser drüber hinweg als ich denke.
Theoretisch wäre es besser für meine Familie. Meine Eltern könnten sich endlich voll auf sich selbst und meine Schwester konzentrieren, hätten mehr Geld zur Verfügung und könnten endlich aus dieser Wohnung wegziehen, das können sie nämlich erst wenn ich ausgezogen bin, oder eben weg.
Auch meinen zwei besten Freundinnen möchte ich das nicht zumuten, denen geht es sowieso schlecht genug, die brauchen nicht noch einen Todesfall, dem sie nachtrauern. Auch wenn es auf Dauer wahrscheinlich besser für sie wäre.

Aber bei der Vorstellung, mein Leben könne später so aussehen, möchte ich nicht mehr leben, so kindisch und verzogen und egoistisch und faul das klingen mag.
Ich will das nicht.



Dienstag, 18. Oktober 2016
Already Dead
Ich gebe zu, der Titel ist ein wenig "edgy", oder wie hier viele sagen würden: "Emo". Aber das passt ja auch irgendwie in diesen Ich-heul-mich-aus-schaut-nur-wie-schlecht-es-mir-geht-Blog rein...
Und ich habe früher auch immer die Aussage, man sei "innerlich bereits tot", ein wenig belächelt, es für übertrieben befunden. Und natürlich ist sie das auch, irgendwie.

In letzter Zeit denke ich allerdings öfters über die Aussage nach, ebenso wie über mehrere andere Dinge, die mit dem Tod zu tun haben.
Ich frage mich, ob sie nicht doch irgendwie zutrifft. Mir kommt es manchmal so vor, als wäre "ich" bereits gestorben, schon vor einer ganzen Weile. Meine Eltern erkennen mich kaum wieder, meine Interessen sind alle verloren, meine Freunde lasse ich zunehmen links liegen, auch wenn sie mir wichtig sind. Ich bin schon lange nicht mehr so, wie ich ein mal war. Natürlich liegt das auch am Erwachsenwerden, schließlich ändert sich da einiges. Doch ich kann das Gefühl nicht abschütteln, dass ich schon lange nicht mehr das gleiche "Ich" wie vor einigen Jahren bin.

Meine Theorie ist, dass ich vor Jahren hätte sterben sollen, in einem Unfall oder so. Doch irgendwie ist da etwas durcheinander gekommen und jemand anderes ist statt mir von uns gegangen. Nun bin ich noch da, doch ist das eigentlich nur ein großer Fehler. Es gibt keinen Plan für mich, deshalb ist mein Gehirn auch noch irgendwo in der Jugend stecken geblieben. Wenn jemand auch nur annähernd sauer auf mich ist weine ich sofort los, ich will am liebsten nicht aus dem Haus und Arbeit ist viel zu viel für mich. Ich fühle mich wie eine verkommene 14-jährige, egal wie sehr ich das auch ändern will.

Natürlich ist mir klar, dass das Leben und der Mensch so nicht funktioniert. Meine beste Freundin sagt, es liegt nicht an mir sondern an den Depressionen. Sie sagt auch, dass ich auf keinen Fall die Depression als Teil von mir ansehen soll, sondern als das was sie ist: nämlich eine Krankheit. Ich versuche das, weiß es auch eigentlich, trotzdem komme ich nicht an dem Gedanken vorbei, dass die Krankheit nicht nur ein Teil von mir ist, sondern meinen Körper fast ganz eingenommen hat.

Nun, genug ausgeheult für heute. Wer auch immer sich diesen Text angetan hat: Es tut mir Leid, hoffentlich ist der nächste Blogeintrag etwas für dich (in einem anderen Blog, nicht dem hier).

Liebe Grüße an die Welt,

sonata lumina



Dienstag, 9. August 2016
Spiel des Lebens
Es fühlt sich an wie ein Spiel. Eines, das vor langer Zeit seinen Reiz verloren hat. Eines, das anfangs eigentlich noch Spaß gemacht hat, weil man noch so viel lernen musste und Dinge herausfinden konnte und die Mitspieler waren zwar nicht immer freundlich, aber es gab vielleicht auch einfach einen Reiz darin, die paar Mitspieler heraus zu suchen mit denen man sich verstehen konnte. Und mit der Zeit hat man das Spiel verstanden, hat gemerkt, dass es eigentlich kein Ziel gibt, nichts, woraufhin man arbeitet. Es ist ein Spiel, das man eigentlich nichtmehr spielen möchte, doch die Mitspieler die man gefunden hat möchte man nicht enttäuschen. Jeder neue Tag ist wie ein neues Level, das ja doch nur genauso schrecklich und enttäuschend wie das vorherige ist und durch das man sich wieder quälen muss.

Es ist wie ekliger, klebriger, dunkler Treibsand in dem man schon bis zum Haaransatz versunken ist und von außen nur noch gedämpft Stimmen und Umrisse wahrnehmen kann. Die Stimmen der Wesen, die einem am wichtigsten sind, sind ein wenig lauter und man fühlt, dass sie versuchen, einen an den Händen herauszuziehen. Dabei wartet man doch eigentlich nur noch darauf, dass einem endlich verdammt noch mal die Luft ausgeht.

Oft fühlt es sich an, als wäre ich nicht mehr ganz in meinem eigenen Körper – alle Funktionen laufen automatisch ab, meine Sicht ist zum Teil verschwommen, mein Kopf steckt in einer Art Halb-Trance. Ich fühle nichts.

Manchmal ist es unerträglich und eklig warm, wie eine schwüle Sommernacht, in der man nicht schlafen kann. Es macht einen so träge und unglaublich müde und alles ist eigentlich egal.

Manchmal ist es kalt. So kalt, dass der ganze Körper zittert und das Herz nicht aufhört zu rasen, während in meinem Kopf ein innerlicher Streit darüber herrscht, ob ich mir mit einem Messer die Hand abtrennen, mir mit der Faust fest in den Hals schlagen, mir eine Überdosis Tabletten geben soll. In diesen Momenten fühlt es sich an als wäre mein Herz von Eis umgeben und als stünde eine kalte, graue Gestalt hinter mir, die mich in den Arm nimmt und festhält. Diese Momente machen mir am meisten Angst.

Ich will dieses sinnlose Spiel nichtmehr spielen, doch es gibt keine Alternative.
Ich spiele weiter, meiner Mitspieler wegen.