Wertlos
Ich sehe keinen Grund darin, noch hier zu sein. Zumindest keinen für die Welt und die Menschen um mich herum.

Warum? Weil ich keinen Wert habe, keine Daseinsberechtigung. Ich komme mit der Art Leben, wie sie nunmal gefordert ist, nicht klar. Ich weiß nicht, was mein Problem ist, aber bei dem Gedanken an ein normales Leben mit Arbeit will ich kotzen.

Die Therapie hat eine Zeit lang geholfen, vor allem in den letzten paar Wochen. Der Therapeut versteht mein Problem und ermutigt mich, meinen eigenen Weg zu gehen. Fast hätte ich geglaubt, dass das sogar klappen könnte. Aber natürlich nicht. Die Welt ist nunmal für normale, soziale und arbeitende Menschen gemacht. Nicht für egoistische und faule wie mich.
Im September habe ich mich von meiner Schule abgemeldet. Ohne einen Plan zu haben, wie es weiter gehen könnte. Es war eine Kurzschlussreaktion, ich habe aus einer Angst heraus gehandelt. Es war dumm, so unheimlich dumm und egoistisch.

Meine Eltern, die mir sowieso schon die ganze Zeit helfen, obwohl ich es nicht verdient hätte, haben mich dennoch unterstützt, irgendwie. Ich habe finanzielle Unterstützung gesucht, um die Zeit bis zum nächsten Arbeitsplatz zu überbrücken. Das hat funktioniert. Und dann heute plötzlich der Bescheid: Ich habe doch keinen Anspruch darauf, die Frist wurde beim Amt falsch berechnet. Jetzt darf ich alles zurückzahlen, muss meine Versicherung irgendwie aufbringen und steh ohne Geld da. Und wer darf das ganze ausbaden? Meine Eltern. Denen liege ich auf der Tasche.

Das Menschenleben ist zum Arbeiten da. Bei dem Gedanken daran, die Hälfte meines Lebens an einem Arbeitsplatz zu verbringen, den ich hasse, möchte ich nicht mehr leben. Ich sehe keinen Sinn. Ich bin einfach zu faul und egoistisch dafür.
Ich habe mich auf mehrere Stellen beworben, aber mich auf Stellen konzentriert, die ich auch wirklich interessant finde. Jobs, bei denen ich nicht beim Gedanken daran schon kotzen möchte. Vielleicht, mit etwas mehr Zeit, hätte das sogar was werden können? Aber so? Natürlich nicht.

Ich verstehe nicht wie andere Menschen das aushalten. Worin sehen sie ihren Lebenssinn? Wie überleben sie es, jeden Tag auf der Arbeit zu versauern? Andererseits kenne ich nur Menschen, die mittlerweile fast vollständig ihre Lebensfreude verloren haben.... Vielleicht ist "überleben" ja das richtige Wort.
Nun muss ich mich auf alles bewerben und alles nehmen, was ich bekommen kann. Beggars can't be Choosers.
Aber ich kann mich dem Gedanken nicht entreißen, dass ich lieber aufhören würde. Aufhören zu existieren.
Ich weiß, es ist egoistisch, meine Familie und Freunde in dieser Situation einfach alleine zu lassen. Aber auf Dauer wäre es besser, stressfreier, günstiger.