Spiel des Lebens
Es fühlt sich an wie ein Spiel. Eines, das vor langer Zeit seinen Reiz verloren hat. Eines, das anfangs eigentlich noch Spaß gemacht hat, weil man noch so viel lernen musste und Dinge herausfinden konnte und die Mitspieler waren zwar nicht immer freundlich, aber es gab vielleicht auch einfach einen Reiz darin, die paar Mitspieler heraus zu suchen mit denen man sich verstehen konnte. Und mit der Zeit hat man das Spiel verstanden, hat gemerkt, dass es eigentlich kein Ziel gibt, nichts, woraufhin man arbeitet. Es ist ein Spiel, das man eigentlich nichtmehr spielen möchte, doch die Mitspieler die man gefunden hat möchte man nicht enttäuschen. Jeder neue Tag ist wie ein neues Level, das ja doch nur genauso schrecklich und enttäuschend wie das vorherige ist und durch das man sich wieder quälen muss.

Es ist wie ekliger, klebriger, dunkler Treibsand in dem man schon bis zum Haaransatz versunken ist und von außen nur noch gedämpft Stimmen und Umrisse wahrnehmen kann. Die Stimmen der Wesen, die einem am wichtigsten sind, sind ein wenig lauter und man fühlt, dass sie versuchen, einen an den Händen herauszuziehen. Dabei wartet man doch eigentlich nur noch darauf, dass einem endlich verdammt noch mal die Luft ausgeht.

Oft fühlt es sich an, als wäre ich nicht mehr ganz in meinem eigenen Körper – alle Funktionen laufen automatisch ab, meine Sicht ist zum Teil verschwommen, mein Kopf steckt in einer Art Halb-Trance. Ich fühle nichts.

Manchmal ist es unerträglich und eklig warm, wie eine schwüle Sommernacht, in der man nicht schlafen kann. Es macht einen so träge und unglaublich müde und alles ist eigentlich egal.

Manchmal ist es kalt. So kalt, dass der ganze Körper zittert und das Herz nicht aufhört zu rasen, während in meinem Kopf ein innerlicher Streit darüber herrscht, ob ich mir mit einem Messer die Hand abtrennen, mir mit der Faust fest in den Hals schlagen, mir eine Überdosis Tabletten geben soll. In diesen Momenten fühlt es sich an als wäre mein Herz von Eis umgeben und als stünde eine kalte, graue Gestalt hinter mir, die mich in den Arm nimmt und festhält. Diese Momente machen mir am meisten Angst.

Ich will dieses sinnlose Spiel nichtmehr spielen, doch es gibt keine Alternative.
Ich spiele weiter, meiner Mitspieler wegen.




many-minds-inside am 10.Aug 16  |  Permalink
Hallo du. Das klingt nicht gut, was du schreibst. Ehrlich gesagt klingt es nach einer Depression, evtl. mit anderen Symptomen kombiniert. Ich rate dir ernsthaft, dir Hilfe zu suchen, solltest du noch nicht in Behandlung sein. Erste Anlaufstelle kann ein Hausarzt sein, dem du ehrlich erzählen solltest, wie leben für dich ist. Eine Depression ist eine ernste Erkrankung, für di

many-minds-inside am 10.Aug 16  |  Permalink
e du dich auf keinen Fall schämen musst. Und sie ist behandelbar und es ist möglich, sich wieder gut im Leben zu fühlen.
Alles Gute!

sonata lumina am 10.Aug 16  |  Permalink
Hallo,
ersteinmal danke, dass du den Text überhaupt gelesen hast und dann sogar noch so nett bist, mir helfen zu wollen. Ich bin bereits wegen Depression in Behandlung. Wollte mit dem Beitrag keinem Sorgen bereiten, das tut mir leid. Ich hatte nur gestern wieder einen der schlechteren Tage und das Bedürftnis meine Gedanken zum Leben mal irgendwo in Worte zu fassen. Heute geht es mir wieder etwas besser.
Auch dir alles Gute und Dankeschön!

many-minds-inside am 10.Aug 16  |  Permalink
Hallo!
Du musst dich wirklich nicht entschuldigen! Es ist toll, dass du so offen über deine Gefühle schreiben kannst, und du musst nicht damit aufhören, weil andere sich Sorgen machen könnten. Keiner ist gezwungen, weiterzulesen, wenn etwas schwer für ihn ist. Aber es gibt Menschen,

many-minds-inside am 10.Aug 16  |  Permalink
denen es hilft, zu lesen, dass sie mit ihren Gefühlen und Gedanken nicht allein sind, weil andere dasselbe durchmachen. So ein Mensch bin ich. Ich verstehe gut, was du schreibst, ich kenne es selbst. Also lass es raus, und schreib, wonach dir ist, es ist okay!
LG!

sonata lumina am 10.Aug 16  |  Permalink
Hallo nochmal,
ja, mir geht es ähnlich mit dem, dass es hilft die Geschichten anderer zu lesen, denen es ähnlich geht (Irgendwie schon ein lustiger Satz). Ich habe schon vorher immer mal wieder meine Gedanken aufgeschrieben und hatte das Gefühl, dass es hilft. Nun hier, weil es sich beim "anonymen Veröffentlichen" auch irgendwie so anfühlt, als könnte ich es jemandem wirklich erzählen. Ist ja auch irgendwie so. Mir tut es natürlich leid für dich, dass es dir ähnlich geht, aber ich hoffe, dass diese Zeit auch irgendwie vorbei geht - für dich, für mich, für alle mit Depressionen oder ähnlichen Problemen. Bis dahin müssen wir uns wohl bemühen an den paar Menschen, Tieren und Dingen festzuhalten, die wir lieb haben und die uns Freude bringen, das hilft glaube ich am meisten.
Von mir Liebe Grüße und Gute Besserung!